Mit dem Ball werden Hunde gerne bespaßt. Denn damit kann er sich vermeintlich auspowern. Er legt ordentlich Strecke zurück, sieht womöglich glücklich für seine Halter aus und möchte gar nicht damit aufhören. Außerdem gibt es sie in vielen Farben, Größen, verschiedenen Materialien, mit lustigen Geräuschen und Hilfsmitteln wie z.B. einer Ballschleuder, um noch weiter zu werfen.
Doch viele wissen nicht, dass ein Ball‘spiel‘ körperlich wie geistig negative Auswirkungen auf den Hund haben kann und wenn wir uns anschauen, was Ball ‚spielen‘ mit oder aus Hunden machen kann, kann von einem Spiel schnell nicht mehr die Rede sein.
Denn durch wiederholtes, übertriebenes oder unkontrolliertes Ball ‚spielen‘ wird im Hund der gleiche Mechanismus in Gang gesetzt, der gleiche Hormoncocktail und damit Rauschzustand ausgelöst wie beim Jagen. Im Organismus wird beim Hinterherrennen eines Balles der gleiche Mechanismus angeknipst, wie wenn der Hund einer tatsächlich jagdbaren Beute, also einem Tier (Hase, Katze, etc.), hinterherhetzt.
Dabei muss Ballspielen garnicht vorher viele Male und exzessiv mit dem Hund betrieben werden. Manche Hundetypen oder Rassen und Mischlinge bringen das Potenzial mit, schon nach einmaliger oder ganz ohne Erfahrung extrem auf die Bewegung eines Balls oder anderer bewegter Reize zu reagieren.
Hunde, die auf den Ball fixiert sind, spielen also häufig nicht - sie jagen. Das ist auch die Erklärung dafür, dass ein Hund der auf den Ball fixiert ist nicht einfach von selbst aufhören kann, sondern möglicherweise erst und nur dann, wenn der Ball weggesteckt wird. Denn der o.g. Mechanismus und Hormoncocktail bewirkt, dass der Organismus u.a. Ermüdungsanzeichen unterdrückt.
Sie üben sich beim Ball ‚spielen‘ also darin, sich fokussiert, schnell und kopflos von ihm weg bewegenden Objekten hinterher zu hetzen. Dazu wird die körperliche Kondition und Geschicklichkeit sowie geistige Ausdauer trainiert, dran zu bleiben um die vermeintliche Beute auch wirklich erfolgreich zu jagen. Mehr noch - beim Ball ‚spielen‘ steht am Ende des Ablaufs das Packen des Balls, was zusätzlich ein Erfolg darstellt und bei anderen (vermeintlichen) Beutereizen zusätzlich motivieren kann, sie wirklich gepackt zu kriegen. Es wird mit dem Hund Jagen mit all seinen Sequenzen geübt. In der Folge kann es passieren, dass Hunde nicht mehr nur auf Beutetiere oder eben den Ball reagieren und Jagdverhalten auslösen.
❗️Und an der Stelle kann es problematisch werden. Denn Hunde, die entweder aufgrund ihres schnell aufgeregten, aufgedrehten Temperaments und/oder genetisch bedingt (z.B. Hüte-& Treibhunde, Jagdhunde als auch Molosser mit der Rassedisposition des Packens) schnell bewegten Reizen nachgeben, können zum Einen leicht zum sogenannten Balljunkie werden.
Zum anderen kann es bewirken, dass sie nicht mehr zwischen jagdbaren und nicht jagdbaren Reizen UNTERSCHEIDEN. Sie erweitern ihr Beutespektrum (Art von Reizen wie z.B. Beutetieren,- oder eben auch nicht-Tiere-, dessen Bewegung/Geruch/Geräusch jagdliches Interesse und Verhalten des Hundes wecken) und reagieren fortan auch auf die Bewegung von z.B. Jogger, Fahrräder, kleine Hunde, Kinder, etc. und zeigen sogenanntes fehlgeleitetes Beutefangverhalten.
Viele Beißvorfälle, oft an anderen Hunden und Kindern, sind auf fehlgeleitetes Beutefangverhalten und nicht auf Aggression(sverhalten) zurückzuführen!
Wie immer kann nicht verallgemeinert und vom einen, auf den anderen Hund geschlossen werden. Nicht jeder Hund, der gern mit einem Ball spielt, ist ein Junkie. Und nicht jedes Ball werfen macht einen Hund zum Junkie. Wie so oft kommt es auf das WIE und ein paar andere Faktoren an. Einige wurden im Text angesprochen. Es gilt für jeden Hund individuell zu schauen, ob Ball ‚spielen‘ eine angemessene Form der Beschäftigung für diesen einen Hund sein kann oder eben nicht.
Ganz oft ist es das nicht und ich gebe zu bedenken, ob -Ball werfen, Hund rennt, holt und bringt, Mensch wirft wieder- usw. eine für beide Seiten schöne, gemeinsame Aktivität ist… 🐾💚